Berliner Durchsteckschloss (Kerfinschloss)

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    Wider die Nachlässigen und Vergesslichen - Das Berliner Durchsteckschloß       

Im frühen zwanzigsten Jahrhundert gab es an den Eingängen von Mietshäusern noch keine Klingelanlagen, die Türen waren tagsüber offen und wurden mit Einbruch der Dunkelheit bzw. zu einer in der Hausordnung festgelegten Zeit (meist 20 Uhr) durch den Hauswart abgeschlossen und morgens wieder geöffnet. Während der Schliesszeit ein- oder ausgehende Mieter öffneten und verschlossen die Tür dann mit ihrem Hausschlüssel. Das Problem war, daß hierbei nicht alle Bewohner die ihnen obliegende Sorgfalt walten ließen und so das Abschließen vergaßen oder aus Bequemlichkeit unterließen.

Mit diesem Problem beschäftigte sich auch der Berliner Schlossermeister und Inhaber der "Kerfin" Schlossfabrik, Johannes Schweiger und kam im Jahr 1913 zu einer einfachen wie genialen Lösung: Einem Schloß, das den Schlüssel erst wieder zurückgibt, wenn die Tür ordnungsgemäß verriegelt ist. Das Patent (DE 452110) dafür erhielt er (vermutlich infolge der Ereignisse des ersten Weltkriegs) übrigens erst 1925.

Nachdem hierfür zunächst ein (leicht verlierbarer) Schlüssel mit in der Mitte des Halms angeordnetem Bart und abnehmbarer Reide verwendet wurde und auch die Schlosskonstruktion in macherlei Hinsicht unzulänglich war, brachte eine im Jahr 1931 patentierte (DE 585232) Weiterentwicklung den Durchbruch. Viele Bauherren, auch die großen Berliner Baugesellschaften(zB. GSW) rüsteten zukünftig ihre Hauseingänge mit der neuen Technik aus, um 1960 sollen ca. 70000 Durchsteckschlösser montiert gewesen sein. Die Verbreitung des Durchsteckschlosses blieb auf Berlin beschränkt, in anderen Regionen Deutschlands ist diese Technik weitgehend unbekannt.

Heute ist das Durchsteckschloss praktisch ausgestorben, lediglich in einigen wenigen Altbauten, die noch keine Klingel- bzw. Gegensprechanlage besitzen, wird es vereinzelt noch verwendet. Auf Bestellung werden entsprechende Schlösser und Schlüssel von der Firma Kerfin auch heute noch in Einzelfertigung produziert.

Von der Technik her handelt es sich um ein einfaches Chubbschloß mit 5 Zuhaltungen. Die Besonderheit, durch die sich das Schloß auch äußerlich zu erkennen gibt, sind die beiden um 90° versetzten Schlüssellöcher mit gemeinsamem Auge.

Der Schlüssel wird zunächst vom Bund abgenommen (Bajonettbefestigung), zum Aufschliessen senkrecht eingeführt und um 270° gedreht (weitere Drehung ist auf Grund eines Anschlags nicht möglich). Nun wird der Schlüssel mit waagerecht stehendem Bart zur Gegenseite der Tür durchgeschoben, so dass der zweite Bart in das Schloss gelangt, die Tür wird geschlossen und durch zurückdrehen des Schlüssels um 270° wieder verriegelt. Erst jetzt kann der Schlüssel abgezogen werden.

Das Vorschliessen des Riegels und somit Abziehen des Schlüssels bei offener Tür wird durch eine Riegelsperre verhindert, die nur bei ordungsgemäss geschlossener Tür durch einen im Schliessblech integrierten Magneten freigegeben wird.

Berliner Durchsteckschloss
Einsteck-Türschloss mit Schliesszwang
Hersteller Fa. Kerfin, Berlin
Typ Durchsteckschloss
Kategorie sonstige Schlösser
Profil Chubbschloss mit zweibärtigem Schlüssel
Schwierigkeit Mit speziellem Sperrzeugsatz nicht besonders schwer, es wird nur ein Bruchteil der möglichen Schliessungen ausgenutzt.
Baujahr ca. 1975, wird aktuell auf Bestellung noch gefertigt
Besonderheit Schliesszwang, siehe Text



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Diesen Anblick kennt wohl jeder alteingesessene Berliner. Bei vor 1939 gebauten Schlössern waren die Rosetten aus Messingguss


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Der Durchsteckschlüssel. Früher ein Alltagsgegenstand, heute ein beliebtes Berlin-Souvenier


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Auf den ersten Blick ein einfaches Chubbschloss, wäre da nicht das seltsame Schlüsselloch und der Hebel über dem Riegel.


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Riegelsperre aktiviert (Tür offen), Riegel lässt sich nicht vorschliessen.


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Bei geschlossener Tür hebt der Magnet im Schliessblech die Sperre aus und gibt so den Riegel frei.


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Dieser Anschlag verhindert, dass der Schlüssel im aufgeschlossenen Zustand in die Abzugsstellung gedreht werden kann.




Author: Retak